Jörg Schaaf
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Jörg Schaaf
›Ich hatte bis dahin noch nie Boote gebaut, und zwei linke Hände habe ich noch dazu.‹
Boote bauen, das ist nicht unbedingt das, was man von einem Immobilien-Profi erwartet. Aber Jörg Schaaf hat noch nie ein gewöhnliches Leben geführt, sondern erfindet sich immer wieder neu. Seine unkonventionellen und Yachten und Hausboote spiegeln seinen Mut wider, außerhalb von Standards zu denken.
Eigentlich will er Tierarzt werden. Doch nach der Wende und dem Ende der DDR bricht er sein Veterinärstudium ab. Plötzlich ist die Welt so viel größer geworden. Er möchte etwas Neues erleben, Chancen ausloten und eben ein Leben ganz ohne Plan führen. Also geht Jörg Schaaf erst einmal auf Reisen. Zwei Jahre lang zieht er umher, arbeitet in verschiedenen Jobs und macht schließlich eine Ausbildung zum Immobilien-Kaufmann. „Ich dachte, ich bin ein guter Verkäufer“, sagt Jörg Schaaf. Er geht vorerst voll auf in diesem Beruf, gründet eine Firma, wird Bauträger und entwickelt Immobilien oder setzt innerstädtische Projekte um – und gewinnt dafür Preise. Eine Erfolgsgeschichte.
Doch wie immer, wenn er etwas verwirklicht hat, braucht Jörg Schaaf neue Anregungen. Während sein Partner die Geschäfte führt, reist er durch in einem Winter nach Brasilien. Bereits auf der vorgelagerten Insel Florianópolis ist Schluss mit der eigentlich viel größer geplanten Tour: Der Immobilienprofi verliebt sich in das Eiland und bleibt dort mehrere Monate. Er mietet dort mehrere Pousadas und wird so kurzerhand Hotelier und Reiseveranstalter. Vier Jahre pendelt er zwischen Brasilien und Deutschland. „Großes Geld habe ich damit nicht verdient, aber genug, um in Brasilien zu überwintern“, sagt Jörg Schaaf. Und er hat hier die Zeit, sich um seine Leidenschaft zu kümmern.
Jörg Schaaf hat schon immer ein Faible für Boote. Seit er denken kann, fährt er mit dem Segelboot raus, sobald der Wind weht. Schon länger ist er auf der Suche nach einem Boot, um mit Freunden ganz bequem und entspannt auszufahren. Allerdings gibt es keines, welches seinen Vorstellungen entspricht. Also zeichnet er selbst sein Traumboot mit genügend Platz für eine größere Gruppe, großen Panoramafenstern und einer optimalen Wasserlage bei Wellengang. Ein ehemaliger Geschäftspartner, der ihn in Brasilien besucht, sieht die Skizze und bietet ihm an, mit ihm dieses Boot zu bauen. Für Jörg Schaaf eine unerhörte Idee: „Ich hatte bis dahin noch nie Boote gebaut, und zwei linke Hände habe ich noch dazu“, sagt er im Unwordy-Podcast.
Und doch lässt ihn der Gedanke nicht mehr los. Irgendwann ist es soweit, Jörg Schaaf lässt das Immobilien-Geschäft hinter sich und wird im Mai 2010 Bootsbauer. Sein Plan ist ehrgeizig: Innerhalb von gerade einmal sieben Monaten soll aus seiner ursprünglichen Skizze ein einzigartiges Boot gebaut werden. Im Januar soll es fertig sein, rechtzeitig zu einer internationalen Messe in Düsseldorf. Ein ambitioniertes Vorhaben, man kann es auch ein wenig verrückt nennen. Doch Jörg Schaaf lässt sich nicht beirren: In Dresden mietet er eine leere Halle, die zu seiner Werft werden soll. In den Niederlanden findet er einen Architekten, der aus seiner Skizze einen konkreten Plan macht. Und während schließlich der Rumpf des Bootes aus Aluminium geschweißt wird, sucht er passende Motoren und Inneneinrichtern. Es ist ein Puzzle aus vielen Unbekannten für den unerfahrenen Schiffsbauer. Doch Jörg Schaff verliert zu keinem Zeitpunkt den Glauben an sein Boot, in seinem Kopf ist es schon fertig. Und tatsächlich gelingt es, sein Boot wird auf dem letzten Drücker fertig und kommt rechtzeitig auf der Messe an. Es ist eine Punktlandung.
Doch damit ist die nächste Erfolgsgeschichte noch längst nicht zu Ende. Im Podcast „Unwordy“ erzählt Jörg Schaaf, wie er als Neuling mit seinem Boot für Furore gesorgt hat, den Besuch von Superreichen in seiner Werft und seinen nächsten Plänen, die garantiert wieder keinem Standard entsprechen.